Adam Nußbickel

Foto: Gertrudisfest Sprendlingen 1979

Adam Nußbickel hat bemalte Krüge gespendet

 

Über die Persönlichkeit meines Mannes und von seiner Tätigkeit

Adam Nußbickel, geb. 17.02.1900, erlernte als Knabe das Geigenspiel in Bingen, bei Musiklehrer Jäger. Dazu musste er jedes Mal einen Fußmarsch von Dietersheim bis Zotzenheim zurücklegen, ob Sommer, ob Winter. Da gehört schon eine Liebe zur Musik dazu. Sie sollte einmal sein Beruf werden.

 

Nußbickel war auch auf dem Konservatorium in Frankfurt angemeldet, als es ihm die Einberufung 1918 zunichte machte. Auch die später eingeschlagene Änderung, die Laufbahn als Militärmusikkapellmeister wurde mit der Revolution nichtig. So war er auf der elterlichen Scholle tätig, gründete aber bald ein Quartett mit 3 Kameraden. So wurde man in der Öffentlichkeit aufmerksam und übertrug ihm, dem 19jährigen, den örtlichen Männerchor. Bald kamen andere Chöre hinzu (Kirchenchor), dann Wolfsheim. Sehr bald besuchte er mit dem Zotzenheimer Verein den Gesangswettstreit in Bingerbrück, bei dem er neben 9 Rheingauer Vereinen antrat und den 3. Preis (1/2 Punkt hinter Eibingen im Taunus, die den 2. bekamen) erringen konnte. Die Folge davon war nun, dass mehrere Vereine sich buchstäblich um ihn rissen. Es war, als ob ein neuer Stern am Himmel aufgegangen wäre. Wallertheim mit 83 Sängern, Gau-Bickelheim mit 71. Dann kam Sprendlingen und Welgesheim. Das änderte aber nichts daran, dass Nußbickel nicht weiter an sich arbeitete.

Er besuchte nebenbei in Kreuznach das Konservatorium Brand-Caspari, wo ewr Gesangsunterricht nahm. In Alzey erlernte er die Harmonielehre und nahm jede Möglichkeit wahr, sich selber weiterzubilden. In diesem Jahr veranstaltete die hessische Regierung in Darmstadt einen 8-tätigen Dirigentenkurs, den er als einziger, neben Studienrat Ott, Bingen, belegte; die einzigen aus dem ganzen Bezirk Rheinhessen.

 

In den folgenden Jahren entstanden wieder die Wettstreite und Wertungssingen, die er fleißig mit seinen Vereinen besuchte und immer mit großen Erfolgen heimkam. So ging es im Wechsel mit den Vereinen: Einer fiel ab, ein neuer kam hinzu, so dass der Biebelsheimer Männerchor, der Wolfsheimer, Pleitersheimer, St. Johanner, der Sprendlinger Männerchor, ebenso der Sprendlinger Arbeitergesangverein und der Evang. Kirchenchor unter seiner Stabführung sangen.

 

Durch sein Herzleiden, das er sich in der Gefangenschaft zuzog, war er gezwungen, seine Vereinstätigkeit in den 50ziger Jahren völlig einzustellen. Es darf aber nicht vergessen werden, dass ihm 1950 in Wendelsheim der Dirigentenpreis zuerkannt wurde, für die höchste Punktzahl in Auffassung. In dieser Zeit wandte er sich der Malerei, so wie der schriftstellerischen Tätigkeit zu. 1962 las er beim Südwestfunk 2 eigene Erzählungen vor, zuvor hatte der Südwestfunk schon ein Hörspiel von ihm erworben. Er widmete sich ausgiebig der Rheinhessischen Mundart (worüber der Dramaturg Dr. Schramm, Mainz sich geäußert hat: Sie sind originell in ihrer Mundart).

 

In Kreuznach bei dem Verlag Fiedler gab er die Rheinhessssichen Schnurren heraus. Eine Artikelserie „Um die Jahrhundertwende“ der rheinhessische Bauer, seine Sitten und Gebräuche, erschien im Landboten und fand ungeheuren Anklang.

Überdies machte er sich verdient in der Heimatforschung. Er entdeckte die ersten vorzeitlichen Wohngruben im Sprendlinger Bereich (Kreisberufsschule) ebenso einen unterirdischen Gang (Tankstelle Gumsheimer).

Er fand die Knochen eines Wiesents (Volksschulanbau) ebenso eines Wildpferdes, bei Ausschachtungsarbeiten auf dem Gelände Peter Spang. Er entdeckte Römersiedlungen und stand stets in enger Zusammenarbeit mit Dr. Stümpel vom Mainzer Museum. Wir durchstöberten die Gemarkung der näheren Umgebung und brachten so eine reiche Ausbeute an Mineralien, Muscheln und vielem mehr zutage. Besondere Erwähnung verdient ein römisches Bleigewicht, ein Steinambos, Knochenperle sowie Handwerkzeuge aus der Steinzeit. „Wir“, weil ich von nun an an allem mitbeteiligt war. So brachten wir eine ansehnliche Sammlung zusammen, die alle alten landwirtschaftlichen Geräte sowie bäuerliche Geschirre neben unserer enormen Steinsammlung beinhaltete.

 

Bei alledem hat Nußbickel sich nebenher der Freizeitmalerei gewidmet und 121 Bilder zustande gebracht, ohne die Bleistiftskizzen. In Langenlonsheim wurden 1976 zwei seiner Bilder preisgekrönt: Der zweite Jurypreis und der 1. Publikumspreis.

Auf diese Art kamen auch die gemalten Steinkrüge und Töpfe zustande, welche alle in unserer Sammlung waren und nicht ihrem ursprünglichen Zweck zugeführt werden konnten.

Unser Hobbygarten auf dem Horn, den wir krankheitshalber veräußern mussten, weist noch allerlei Kunstarbeit meines Mannes auf. So hat er unter anderem alle Tiere der Heimat in Stein gehauen (Relief) und naturgetreu angemalt.

 

Wir hoffen, dass wir mit dieser Spende (von bemalten Tonkrügen) für alle Kinder Sprendlingens eine Scharte schließen, dass die Töpfe in den Herzen der Menschen Freude bereiten und der Sinn diese Sache an Tatsächlichkeit erhalten bleibt., gez. Ottilie Nußbickel N.B.

 

Es sei noch erwähnenswert, zu unseren Sammelobjekten gehörte auch die alte Kelter, die an der Ecke St. Johanner Straße – Gau-Bickelheimer Straße aufgestellt ist. Wir haben sie aus Bretzenheim/Nahe, von Josef Ober, erworben, vermittelt durch Frau Großmann. Aus Platzmangel und um sie vor dem Abbruch zu bewahren, haben wir sie zum gleichen Kaufpreis, wie wir sie erworben haben, an Genther weitergegeben. Zur Musikalität: Nußbickel besaß auch eine Tanzkapelle, solange er seine Chortätigkeit ausübte.

 

gez. Ottilie Nußbickel

 

 

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