Ottilie Nußbickel

„Ich waaaß noch alles“

 

Richard Walter sprach über Heimatdichterin Ottilie Nußbickel. Sprendlingen. RED. „Ich waaß noch alles!“ Mit diesem Zitat aus einem Theaterstück von Ottilie Nußbickel leitete Richard Walter im vollbesetzten historischen Rathaussaal der Ortsgemeinde Sprendlingen seine Betrachtung vom Leben und Werk der Sprendlinger Heimat- und Mundartdichterin ein, deren Wirken er als Redakteur und als Initiator der Mundartwettbewerbe des „Oeffentlichen“ über Jahrzehnte beobachtet hat.

 

Schon 1953 brachte der Fiedler-Verlag „Rheinhessische Schnurren“ in Zotzenheimer Mundart heraus, mit denen Adam Nußbickel, der verstorbene Ehemann von Ottilie Nußbickel, die Menschen seines Heimatdorfes „mit rauer Schale und weichem Kern“ festgehalten hat.

 

Die auch in weiteren Gedichten und Erzählungen sowie in dem später prämierten Spiel „Die Generalversammlung vumm Männergesangverein Grachweiler“ spürbare Liebe zur Mundart gab Adam Nußbickel ebenso wie vielerlei Anregungen für kulturelle Betätigung an seine Ehefrau weiter.

Das literarische Interesse der Sprendlingerin Ottilie Nußbickel äußerte sich in den folgenden Jahren nicht nur in der Herausgabe mehrerer Bücher, sondern auch in der Sammlung von Mundartstücken und –redewendungen, die der Zusammenfassung in einem Wörterbuch harren. Lesungen in allen rheinhessischen Dörfern, die Mitwirkung bei Film-, Fernseh- und Hörfunkt-Aufnahmen und die Aufführung von elf Theaterstücken aus eigener Feder und in eigener Regie haben Ottilie Nußbickel auch weit über ihre Heimat hinaus bekannt gemacht.

 

„Jeder Ortsgemeinde ist eine solche Chronistin zu wünschen, die für spätere Generationen festhält, wie ihre Vorfahren gelebt und gesprochen haben“, sagte Richard Walter in seiner Besprechung des neuen Buches von Ottilie Nußbickel.

„Die Sprendlinger Handwerks- und Geschäftswelt der dreißiger Jahre in meiner Erinnerung“, das jetzt im Fiedler-Verlag, Pfaffen-Schwabenheim, erschienen ist. Auch Ursula Schnell in ihrem Grußwort und Sprendlingens Bürgermeister Valentin Fett gratulierten Ottilie Nußbickel zur Buchpremiere. „Für uns gilt das Sprichwort nicht, dass der Prophet im eigenen Lande nichts gelte“, sagte Bürgermeister Fett.

 

 

Öffentlicher Anzeiger, Silvester 1992

 

 

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